Farben für unterschiedliche Märkte zu entwerfen ist kein Spiel von Copy und Paste. Wäre es so, würden wir alle in einem Meer aus Beige schwimmen. Stattdessen ist es ein Prozess des kulturellen Zuhörens, der iterativen Verfeinerung und - seien wir ehrlich - auch ein wenig strategischer Überzeugungsarbeit.
„Es ist ein Gleichgewicht zwischen Intuition und Empirie, zwischen instinktivem Design und kalten, harten Zahlen“, sagt sagt Sahra Lysell, Farbgestalterin und Gründerin von Ørgreen. Und wenn es um Gold geht, sind die Nuancen alles.
„Bei unserer Präsenz in Asien kommt der Farbton, der in Tokio begeistert, in Bangkok vielleicht nicht ganz so gut an, und Korea hat seine ganz eigenen Vorlieben.“ Bei Brillen für Frauen stellt der Umgang mit diesen Feinheiten die Meisterklasse dar. Und dann ist da noch die Kunst, Neuerungen langsam einzuführen. Herausragendes Design soll nicht nur Erwartungen zu erfüllen, sondern es geht auch darum, die Kunden zu etwas zu hinzuführen, vom dem sie noch nicht wussten, dass sie es brauchen.
„Natürlich werden wir keine Neonfarben auf einen Markt werfen, der neutrale Töne bevorzugt, aber wir wollen trotzdem, dass unsere Farbpalette langsam aber sicher dort einsickert. Ein zartes Jadegrün anstelle eines aggressiven Smaragdgrüns. Ein warmes, kaum wahrnehmbares Rosa anstelle eines schrillen Pinks. Design ist mit Geschichtenerzählen vergleichbar, und manche Geschichten brauchen einen sanften Beginn, bevor sie ihren Höhepunkt erreichen.“
Die Materialien fügen dieser Farbdiskussion eine weitere Ebene hinzu. Die Einführung des matten Polyamidrings in unsere elegante, dünne Metalllinie, IMAGINARY LINES, verwandelte dieses Merkmal von etwas Industriellem in etwas Künstlerisches, von der Funktion zur Zierde. Und dann ist da noch Nordamerika - ein Markt, auf dem Brillen sowohl in medizinischen Einrichtungen als auch in Boutiquen angeboten werden und in einem dynamischen Gleichgewicht zwischen zwischen Funktion und modischem Ausdruck stehen.
„Hier funktioniert der Einzelhandel anders, das heißt Kollektionen müssen dementsprechend strukturiert sein“, sagt Sahra. Der ewige Wunsch? Mehr Farbe. Die Realität? Die Verkaufszahlen sprechen durchweg für neutrale Farben.
„Es ist ein ein Paradoxon, das wir präzise steuern - wir bieten gerade genug lebhafte Farben, um zu begeistern, aber nicht so viel, dass die Ware im Regal verstaubt.“
Im Kern geht es bei unserem Ansatz um Evolution, nicht um Revolution. Subtile Verschiebung statt seismischer Erschütterung. Denn das beste Design schreit nicht nach Aufmerksamkeit - es verdient sie sich mit ruhigem Vertrauen und dauerhafter Relevanz.